Die richtige Richtung

Vor kurzem tagte in Lyon die europäische Mischfutterindustrie. Auf der Tagesordnung der hochrangigen Zusammenkunft standen unter anderem zwei große Zukunftsfragen: Wie können wir Antibiotika im Tierfutter reduzieren? Und wie lässt sich das Wohl der Tiere, die wir für den menschlichen Konsum züchten und halten, nachhaltig verbessern? Dass diese Themen auf einem der wichtigsten Treffen der Futtermittelbranche, der Generalversammlung der FEFAC, so im Fokus standen, ist ein wichtiges Signal. Denn genau darüber müssen wir nicht nur reden, sondern daran müssen wir arbeiten. Nicht nur, weil immer neue gesetzliche Regelungen den prophylaktischen Einsatz von Antibiotika weiter beschränken. Und nicht nur, weil Verbraucher in Europa ebenso wie im Rest der Welt zunehmend über Aufzucht- und Haltungsbedingungen von Nutztieren informiert werden wollen. Sondern weil es in unserer Verantwortung liegt – als Menschen, als Unternehmer und als gesamte Branche –, diese Aufgaben anzugehen.

Zwar wurde bereits – wie auch in Lyon festgestellt – die Verwendung von Antibiotika in der EU seit 2010 sichtbar reduziert. Doch mit den heute verfügbaren Mitteln wäre noch deutlich mehr möglich. Die Qualität des Tierfutters ist ein entscheidender Punkt. Ein anderes wichtiges Werkzeug sind Futtermittelzusätze, deren gezielter Einsatz nicht nur eine optimale Versorgung mit Nährstoffe sicherstellen, sondern auch die Tiergesundheit unterstützen kann. Das stellt einen wichtigen Baustein für ein optimiertes Gesundheitsmanagement dar – auch ohne prophylaktische Antibiotika.

Die Auswahl an natürlichen, praxiserprobten und leicht einzusetzenden Alternativen ist beeindruckend lang:

  • Reduzierung von Krankheitserregern durch Konservierungsstoffe, zum Beispiel auf Basis von organischen Säuren.
  • Unterstützung des tiereigenen Immunsystems durch Pflanzenstoffe mit einem hohen Gehalt an natürlichen Flavonoiden.
  • Komponenten zur optimalen Versorgung mit Nährstoffen. Dazu gehören unter anderem essenzielle Spurenelemente, die im Futter selbst nur begrenzt enthalten sind.
  • Verbesserung der Darmgesundheit beispielsweise durch Fütterungssäuren, die die Belastung des Darms mit Pathogenen, also Krankheitserregern, senken. Auch Präbiotika – wir kennen sie vom Joghurt – sind bei Tieren für eine gute Darmflora wichtig.
  • Produkte, die dem Tier helfen, besser mit Stress zurecht zu kommen. Das können beispielsweise innovative Zusätze mit beruhigenden Inhaltsstoffen wie Hopfen und Magnesium leisten.
  • Und schließlich Zusätze zur Verbesserung der Haltungsbedingungen. So lässt sich etwa durch phytogene Produkte und Enzyme Einfluss auf die Kotkonsistenz nehmen und damit die Einstreuqualität deutlich verbessern.

 

Die Behandlung von erkrankten Tieren mit Antibiotika bleibt weiterhin ein ungemein wichtiger Baustein. Darauf werden wir in absehbarer Zeit nicht verzichten können. Gerade deswegen ist es umso wichtiger, Antibiotika dort zu eliminieren, wo es bereits sinnvolle und zum Teil bessere Alternativen gibt. Was immer wir tun können, um die Gefahr von Antibiotikaresistenzen zu verringern, soll und muss getan werden – jetzt. Ein ganzheitlicher Ansatz, der die Möglichkeiten in der Züchtung und die Entwicklung innovativer Impfstoffe ebenso nutzt wie eine auf Gesundheit ausgerichtete Tierernährung und ein gutes Management der Betriebe, hat das beste Potenzial, um die Verwendung von Antibiotika weiter zu reduzieren.