
Seit Juni 2022 ist die medizinische Verwendung von Zinkoxid in der EU verboten. Wie wird sich dies auf die Tierernährung auswirken, insbesondere auf die Gesundheit und das Wohlergehen der Ferkel? Es wird seit Jahrzehnten zur wirksamen Bekämpfung von Durchfall bei Ferkeln nach dem Absetzen eingesetzt, besonders seit dem weltweiten Verbot von antibiotischen Wachstumsförderern. Doch genau wie Antibiotika ist Zinkoxid ein zweischneidiges Schwert. Es fördert die Selektion antimikrobiell resistenter Krankheitserreger wie E. coli im Darm und ist zudem ein Faktor bei der Entwicklung von Resistenzen gegen grampositive Bakterien. Aufgrund der Bedenken hinsichtlich der möglichen Umweltverschmutzung wurde die Verwendung in therapeutischen Dosen in mehreren Ländern, nicht nur in der EU, geprüft. Doch allein mit dem Verbot von Zinkoxid im Ferkelfutter innerhalb der EU ist die Suche nach wirksamen Alternativen noch nicht abgeschlossen. Was also tun, um eine Zunahme von Durchfallerkrankungen bei Ferkeln nach dem Absetzen zu verhindern, nun, da das Verbot endgültig in Kraft getreten ist?
Ein Wundermittel, das medizinisches Zinkoxid im Ferkelfutter einfach ersetzen kann, gibt es nicht. Doch es gibt vielversprechende Alternativen, die sich am Ende vielleicht sogar als die bessere Lösung für alle Beteiligten herausstellen. Da die Ernährung eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der Gesundheit der Ferkel spielt, ist eine möglichst frühe Futteraufnahme der Ferkel von größter Bedeutung.
Organische Säuren haben sich bereits seit langem als eine der erfolgreichsten Gruppen von Futterzusatzstoffen in der Ferkelernährung bewiesen. Diese unterstützen eine ordnungsgemäße Proteinverdauung bei Jungtieren, indem sie den pH-Wert des Magens senken und die Säurebindungskapazität des Futters verringern. Die direkte antimikrobielle Wirkung reduziert zudem die coliformen Bakterien im Darm und senkt die Häufigkeit von Durchfallerkrankungen. Daher ist es nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll, wirksame Futtersäuerungsmittel zu nutzen, um Durchfallerkrankungen vorzubeugen.
Eine weitere Möglichkeit stimmt noch optimistischer: Phytogene Rezepturen stellen eine interessante neue und innovative Gruppe alternativer Futtermittelzusatzstoffe dar, da sie vielversprechende Lösungen für die Herausforderungen in der modernen Tierproduktion bieten. So enthalten sie zum Beispiel pflanzliche Stoffwechselprodukte, die die Gesundheit und Leistung von Absetzferkeln verbessern. Zu den Wirkmechanismen zählen die Linderung von stressbedingten Problemen, die Verringerung von Entzündungen, die Unterstützung des Immunsystems und die Verbesserung der Futteraufnahme.
Durchfallerkrankungen nach dem Absetzen (PWD) sind nach wie vor eines der größten Probleme in der Schweineproduktion. Antibiotika sowie auch Zinkoxid waren bisher die wirksamsten Methoden zur Vorbeugung von Durchfallerkrankungen nach dem Absetzen. Es besteht die Möglichkeit, dass mit dem Verbot von Zinkoxid der Einsatz von Antibiotika zur notwendigen Behandlung von Zuchtschweinen zunehmen wird. Die Optimierung des Managements vor und nach dem Absetzen wird jedoch dazu beitragen, die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlergehen der jungen Ferkel zu verringern. Dabei sollten die Kenntnisse über die Zusammensetzung des Futters und der Futterzusatzstoffe, die bei der Suche nach Alternativen zu Antibiotika gewonnen werden konnten, vollumfänglich genutzt werden. In der Gesamtbetrachtung stellt diese Situation allerdings auch eine sehr gute Chance für die Zukunft dar: Der Einsatz aller bekannten Instrumente und Mittel des Managements kann höchstwahrscheinlich die Gesamtrentabilität und darüber hinaus auch die Nachhaltigkeit des Betriebs verbessern.
Woran müssen wir als Gesellschaft arbeiten, um in diesen wichtigen Fragen echte Fortschritte zu erzielen? Zunächst einmal müssen wir als Gesellschaft lernen und akzeptieren, dass gute Qualität ihren Preis hat. Wir müssen uns von dem „Geiz ist geil“-Gedanken wegbewegen, wenn wir über Ernährung sprechen. Denn letztendlich entscheidet der Verbraucher im Supermarkt, was der Landwirt produziert. In Deutschland ist der Stellenwert der Lebensmittel traditionell nicht so hoch wie etwa in Italien oder Frankreich, wo der Verbraucher schon immer bereit war, mehr Geld für ein Tier aus einer gewissen Haltungsform zu bezahlen. Doch der Lernprozess hat bereits eingesetzt. Landwirte müssen die Möglichkeit haben, Geld zu verdienen. Der Landwirt, der Tiere hält, wird mit Freude mehr für das Tierwohl tun, wenn es nicht auf seine eigenen Kosten geht. Denn der finanzielle Spielraum ist nicht allzu groß.
Wenn wir entscheiden, dass Lebensmittel preiswert bleiben sollen – und das könnte gesellschaftspolitisch durchaus eine gerechtfertigte Entscheidung sein – , dann müssen wir uns Gedanken machen, wofür Landwirte bezahlt werden. Wenn nicht für die Lebensmittel, dann vielleicht für die Landschaftspflege? Und wir müssen entscheiden, ob wir hier vor Ort Lebensmittel produzieren wollen oder ob wir damit einverstanden sind, sie zu importieren. Was bringt es, wenn wir hier hohe Standards für Umwelt und Tierhaltung setzen und dann billige Produkte aus Ländern mit niedrigeren Standards importieren und dort die Umwelt belastet wird? Das hat etwas mit Verantwortung zu tun. Und die Corona-Pandemie hat uns gerade erst gezeigt, dass die Weltmärkte auch ins Straucheln geraten können.
In einem kürzlich veröffentlichten Artikel mit der Headline „EU verliert an Bedeutung“ begründete der Autor seine Feststellung mit der Ökologisierung der Landwirtschaft . Für Rohstoffe mag das zutreffen. Aber für uns als Futtermittelhersteller ist das anders. Ökologisierung bedeutet für uns, dass wir eine globale Vorreiterrolle haben. Ja, es wird weniger Fleisch konsumiert werden. Wir werden uns daran anpassen und Lösungen suchen müssen für die Veränderungen, die kommen werden.
Es war ein informelles Treffen, doch die Themen, um die es in Koblenz bei der Tagung der EU-Agrarminister ging, sind dringlicher denn je. Im Zuge der deutschen EU-Ratspräsidentschaft hatte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner ihre Amtskollegen an den Rhein geladen. Neben einem touristischen Rahmenprogramm mit Schiffstour auf der Mosel und Besichtigung eines Steillagenweinbergs ging es bei den Gesprächen unter anderem darum, wie Landwirtschaft und Ernährung künftig mehr gestärkt und insbesondere die gesellschaftliche Wertschätzung gefördert werden kann.
Schon im Vorfeld war das Treffen auf große Resonanz bei Verbänden, Organisationen und in der Branche gestoßen. So rief das Bündnis Meine Landwirtschaft für den 30. August zu einer friedlichen Demonstration in der Koblenzer Innenstadt auf. Auch zahlreiche Landwirte aus dem Umland und sogar den angrenzenden Beneluxstaaten waren mit ihren Traktoren nach Koblenz gekommen, um Flagge zu zeigen für ihr Anliegen: Wie unter anderem der deutsche Bauernverband betont, hat gerade die Corona-Krise deutlich gezeigt, welche Systemrelevanz Lebens- und Futtermittelerzeugung besitzt. Diese zu fördern und zukunftssicher aufzusetzen, ist ein wichtiger Auftrag für die Minister. Dabei darf neben der Wirtschaftlichkeit auch der Tierwohlaspekt nicht zurückstehen. Beides zu verbinden und eine nachhaltige, tiergerechte und profitable Produktion zu ermöglichen, muss das Ziel sein.
Dieses Ziel werden wir nur erreichen, wenn alle Akteure der Wertschöpfungskette ihren Teil dazu beitragen, das Tierwohl mit ihren jeweiligen Möglichkeiten zu verbessern. Denn von einer Verbesserung des Tierwohls profitieren am Ende alle – Tiere, Landwirte, Lebensmittelhersteller und Verbraucher.
Heute wird der erste World Food Safety Day gefeiert! WHO und FAO haben gemeinsam dazu aufgerufen, um die besondere Bedeutung der Lebensmittelsicherheit für die weltweite Ernährung hervorzuheben.
Eine gute und wichtige Aktion, zu der ein Blick auf die Tiergesundheit unbedingt dazu gehört! Schließlich basiert ein wichtiger Teil der menschlichen Ernährung auf tierischen Produkten. Voraussetzung für hochwertige Produkte sind gesunde Tiere. Die Sicherheit unserer Lebensmittel steht also im direkten Zusammenhang mit Gesundheit und Wohl der Tiere. Wer das Tierwohl verbessert, macht unsere Ernährung besser und sicherer. Dies beginnt bereits beim Futter. Hier können die richtigen Zusätze helfen, damit Tiere besser wachsen und gesunde, sichere Lebensmittel produzieren. Tierwohl fängt beim Futter an.
Mehr zum 1. World Food Safety Day gibt’s hier:
https://www.youtube.com/watch?v=e5l83JOvwds
https://www.youtube.com/watch?v=7QG-hCuU7D0
https://www.un.org/en/events/foodsafetyday/