Fortschritt in Sachen Tierwohl und Nachhaltigkeit

Woran müssen wir als Gesellschaft arbeiten, um in diesen wichtigen Fragen echte Fortschritte zu erzielen? Zunächst einmal müssen wir als Gesellschaft lernen und akzeptieren, dass gute Qualität ihren Preis hat. Wir müssen uns von dem „Geiz ist geil“-Gedanken wegbewegen, wenn wir über Ernährung sprechen. Denn letztendlich entscheidet der Verbraucher im Supermarkt, was der Landwirt produziert. In Deutschland ist der Stellenwert der Lebensmittel traditionell nicht so hoch wie etwa in Italien oder Frankreich, wo der Verbraucher schon immer bereit war, mehr Geld für ein Tier aus einer gewissen Haltungsform zu bezahlen. Doch der Lernprozess hat bereits eingesetzt. Landwirte müssen die Möglichkeit haben, Geld zu verdienen. Der Landwirt, der Tiere hält, wird mit Freude mehr für das Tierwohl tun, wenn es nicht auf seine eigenen Kosten geht. Denn der finanzielle Spielraum ist nicht allzu groß.

Wenn wir entscheiden, dass Lebensmittel preiswert bleiben sollen – und das könnte gesellschaftspolitisch durchaus eine gerechtfertigte Entscheidung sein – , dann müssen wir uns Gedanken machen, wofür Landwirte bezahlt werden. Wenn nicht für die Lebensmittel, dann vielleicht für die Landschaftspflege? Und wir müssen entscheiden, ob wir hier vor Ort Lebensmittel produzieren wollen oder ob wir damit einverstanden sind, sie zu importieren. Was bringt es, wenn wir hier hohe Standards für Umwelt und Tierhaltung setzen und dann billige Produkte aus Ländern mit niedrigeren Standards importieren und dort die Umwelt belastet wird? Das hat etwas mit Verantwortung zu tun. Und die Corona-Pandemie hat uns gerade erst gezeigt, dass die Weltmärkte auch ins Straucheln geraten können.

In einem kürzlich veröffentlichten Artikel mit der Headline „EU verliert an Bedeutung“ begründete der Autor seine Feststellung mit der Ökologisierung der Landwirtschaft . Für Rohstoffe mag das zutreffen. Aber für uns als Futtermittelhersteller ist das anders. Ökologisierung bedeutet für uns, dass wir eine globale Vorreiterrolle haben. Ja, es wird weniger Fleisch konsumiert werden. Wir werden uns daran anpassen und Lösungen suchen müssen für die Veränderungen, die kommen werden.



Antibiotika bei Nutztieren: Strengere Regeln kommen

Landwirte und Tierärzte müssen sich auf neue Regelungen einstellen. Am 25. Oktober hat das EU-Parlament in Straßburg strengeren Maßnahmen zugestimmt, die den Gebrauch von Antibiotika in der Tierhaltung weiter begrenzen werden. Auf diesem Weg sollen auch weniger resistente Keime ins Essen gelangen.

Nach den neuen Maßnahmen dürfen Tierarzneimittel nicht eingesetzt werden, um die Leistungsfähigkeit der Zuchtbetriebe zu erhöhen oder schlechte Haltungsbedingungen auszugleichen. Bestimmte Antibiotika – sogenannte Reserveantibiotika – sollen zudem nur noch beim Menschen eingesetzt werden dürfen. Metaphylaktische Behandlungen (also die Behandlung weiterer Tiere, obwohl nur ein Tier eine Infektion aufweist) dürfen nur noch durchgeführt werden, wenn dies der Tierarzt ausreichend begründet. Des Weiteren sieht der Gesetzestext vor, dass importierte Lebensmittel den europäischen Standards entsprechen müssen – das gilt auch für importiertes Tierfutter. Somit dürfen Antibiotika auch im Ausland nicht mehr zur Wachstumsförderung bei Nutztieren eingesetzt werden, wenn die Produkte für den EU-Markt bestimmt sind. Zusätzlich soll die Forschung nach neuen Antibiotika weiter ausgebaut werden. Nach der formellen Zustimmung der Staats- und Regierungschefs haben die Mitgliedsländer drei Jahre Zeit, die Bestimmungen umzusetzen. Das heißt, die Verordnung tritt europaweit spätestens Ende 2021 in Kraft.

Antibiotikaresistenzen sind eine der größten Bedrohungen für die Gesundheit weltweit. Bereits 2014 warnte die Weltgesundheitsorganisation WHO vor Resistenzenbildungen und deren Folgen. Allein in Europa sterben jedes Jahr 25.000 Menschen an den Folgen von Antibiotikaresistenzen. Der Einsatz von Antibiotika in der Tierproduktion muss daher verringert werden, national und international. Es ist höchste Zeit – noch immer werden laut EFSA (European Food Safety Authority) in der europäischen Nutztierhaltung durchschnittlich mehr Antibiotika eingesetzt als in der Humanmedizin.

2015 haben das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sowie die Bundesministerien für Gesundheit und Bildung und Forschung gemeinsam die Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie (DART 2020) ins Leben gerufen. Sie bündelt alle wichtigen Maßnahmen zur Verringerung der Antibiotikaresistenzen. Auch in die globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen und den One-Health-Ansatz der WHO hat die Reduzierung von Antibiotika zur Vermeidung von Resistenzbildungen und zur Verbesserung des Tierwohls Eingang gefunden.

Dr. Eckel begrüßt die Entscheidung des Europäischen Parlamentes. Schließlich setzt das Unternehmen schon seit seiner Gründung vor fast 25 Jahren auf alternative Futterzusätze, die eine antibiotikafreie Fütterung in der Landwirtschaft ermöglichen. Ziel war und ist, den Einsatz von Medikamenten durch eine optimierte Fütterung zu minimieren.

Um es deutlich zu sagen: Antibiotika werden noch lange nicht vollständig verzichtbar sein. Bei der Behandlung von kranken Tieren sind sie weiterhin ein wichtiger Baustein. Bei Infektionen verdienen Tiere eine optimale und wirksame Behandlung. Aber dort, wo es Alternativen gibt, müssen wir diese nutzen, wenn wir die Gefahr von weiteren Resistenzen erfolgreich abwenden wollen.