Schöne neue Schweinewelt

Eine neue Nutztierstrategie soll Landwirte dabei unterstützen, Betriebsstrukturen weiterzuentwickeln und sich gut für die Zukunft aufzustellen. Was dies im Detail für die Schweinehaltung bedeutet, stellte das nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerium Ende Januar im Rahmen einer Pressekonferenz vor. Ohne eine ganzheitliche Änderung der Schweinehaltung, so Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser, kann es nicht weitergehen.

Die Ministerin hat sich zum Ziel gesetzt, die gestiegenen Anforderungen an Tierwohl, Umweltschutz, Baurecht, Ökonomie, soziale Aspekte und gesellschaftliche Akzeptanz in Einklang zu bringen, heißt es. Die neue Nutztierstrategie solle die Landwirte unterstützen, strukturelle Veränderungen frühzeitig und erfolgreich zu gestalten. Die Weiterentwicklung der Nutztierhaltung soll möglichst flächendeckend erfolgen. Dies schließt auch mögliche Veränderungen in den bisherigen Betriebs- und Vermarktungsstrukturen ein. Ein Eckpunkt dieser Nutztierstrategie ist der „Stall der Zukunft“.

Gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer NRW baut das Landwirtschaftsministerium derzeit an neuen Stallsystemen für die Schweinemast. Geplant sind zwei Mastställe auf dem Versuchshof der Landwirtschaftskammer Haus Düsse in Bad Sassendorf. Die Mastställe sollen den Vorgaben der Stufen 2 und 3 des staatlichen Tierwohlkennzeichens entsprechen. Das beinhaltet ein völlig neues Auslaufkonzept mit begrünter Klimazone und Schweineklo. Künftig sollen diese Stallsysteme als Vorlage für andere Bauvorhaben dienen. Der „Stall der Zukunft“ soll vollständig aus Landesmitteln finanziert werden. Bis 2022 sollen die Stallneubauten fertig sein.

Ein weiterer Punkt, den die Nutztierstrategie vorantreiben will, ist der Verzicht auf das Kürzen von Ferkelschwänzen. Ziel ist, die Haltungsbedingungen für Schweine so zu verbessern, dass die Haltung von unkupierten Schweinen zum Normalfall wird. Außerdem soll noch stärker vorbeugend an den Ursachen für Erkrankungen gearbeitet werden, um den Arzneimitteleinsatz in der Schweinehaltung weiter verringern zu können.

Aus unserer Sicht erfreulich ist die Betonung, die die Nutztierstrategie auf die jüngsten Entwicklungen im Fütterungsmanagement und die Verfahren zur Emissionsminderung. Es zeigt, dass auch die Politik inzwischen verstanden hat: Eine optimierte Fütterung ist die erste Stellschraube, um Nachhaltigkeit und Tierwohl positiv zu beeinflussen. Packen wir es an.



»Tierwohl ist kein Luxusproblem«

Nicht weniger als die Zukunft der Branche stand im Fokus der diesjährigen Fachkonferenz bei Dr. Eckel: Nachhaltig, profitabel, das Tierwohl im Blick: So muss sie aussehen, die Nahrungsmittelproduktion von morgen. Doch welcher Weg führt zum Erfolg? Welche Herausforderungen gilt es zu meistern? Und wie schaffen es Erzeuger, Produzenten, Verarbeiter und Handel, bei allen Anforderungen an Tierwohl, Klima, Umwelt und Ressourcen zugleich wirtschaftlich zu handeln? Diesen wichtigen Fragen stellten sich Redner und Konferenzteilnehmer in Vorträgen und Diskussionsrunden.

Prof. Dr. Johanna Fink-Gremmels, Inhaberin des Lehrstuhls für Veterinary Pharmacology and Toxicology an der Universität Utrecht, machte in ihrem Vortrag besonders die Rolle der Ernährung für Tiergesundheit und Tierwohl deutlich. Die richtige Ernährung, so Professor Fink-Gremmels, trägt nicht nur wesentlich zu einer stabilen Gesundheit bei. Sie ist auch ein Schlüsselfaktor für bessere Leistung, geringere Medikamentenkosten und damit bessere Erträge. Ebenfalls der Ernährung widmet sich das niederländische Unternehmen New Generation Nutrition. CEO Marian Peters zeigte in ihrem Vortrag anschaulich, welch wichtiger Baustein Insekten in der tierischen – und menschlichen – Ernährung von morgen sein können.

Spannende Einblicke in die Rolle der Produzenten bot der Vortrag von Dr. Gereon Schulze Althoff, Leiter für Qualitätsmanagement und Veterinärwesen bei Tönnies. Er stellte insbesondere die Verantwortung, aber auch das Potenzial der verschiedenen Player in der Wertschöpfungskette heraus. Nach einem visionären Beitrag von Dr. Francesca Blasco, Vice President Product & Innovation, der aufzeigte, wie der Weg hin zu einer profitablen, tiergerechten Produktion gelingen kann, fand die Konferenz ihren krönenden Abschluss in einer Diskussion der Redner und des Publikums zur Frage, wie die Branche die richtige Balance zwischen Tierwohl und Profitabilität finden kann.

»Es war eine großartige Mischung aus hochkarätigen Expertenvorträgen, inspirierenden Diskussionen und viel Gelegenheit zum Austausch mit Branchenkollegen aus aller Welt«, schilderte Bernhard große Austing, Inhaber und Geschäftsführer von Austing Mischfutterwerk GmbH & Co. KG, seine Eindrücke, und ergänzt: »Tierwohl ist kein Luxusproblem, sondern eine Notwendigkeit, das hat diese Konferenz eindringlich gezeigt. Nur gesunde Tiere können auch gesunde Lebensmittel liefern. Das ist es, was sich der Verbraucher letzten Endes wünscht und was unsere Welt braucht, um die Nahrungsmittelversorgung in Zukunft zu sichern.«