»Tierwohl ist kein Luxusproblem«

Nicht weniger als die Zukunft der Branche stand im Fokus der diesjährigen Fachkonferenz bei Dr. Eckel: Nachhaltig, profitabel, das Tierwohl im Blick: So muss sie aussehen, die Nahrungsmittelproduktion von morgen. Doch welcher Weg führt zum Erfolg? Welche Herausforderungen gilt es zu meistern? Und wie schaffen es Erzeuger, Produzenten, Verarbeiter und Handel, bei allen Anforderungen an Tierwohl, Klima, Umwelt und Ressourcen zugleich wirtschaftlich zu handeln? Diesen wichtigen Fragen stellten sich Redner und Konferenzteilnehmer in Vorträgen und Diskussionsrunden.

Prof. Dr. Johanna Fink-Gremmels, Inhaberin des Lehrstuhls für Veterinary Pharmacology and Toxicology an der Universität Utrecht, machte in ihrem Vortrag besonders die Rolle der Ernährung für Tiergesundheit und Tierwohl deutlich. Die richtige Ernährung, so Professor Fink-Gremmels, trägt nicht nur wesentlich zu einer stabilen Gesundheit bei. Sie ist auch ein Schlüsselfaktor für bessere Leistung, geringere Medikamentenkosten und damit bessere Erträge. Ebenfalls der Ernährung widmet sich das niederländische Unternehmen New Generation Nutrition. CEO Marian Peters zeigte in ihrem Vortrag anschaulich, welch wichtiger Baustein Insekten in der tierischen – und menschlichen – Ernährung von morgen sein können.

Spannende Einblicke in die Rolle der Produzenten bot der Vortrag von Dr. Gereon Schulze Althoff, Leiter für Qualitätsmanagement und Veterinärwesen bei Tönnies. Er stellte insbesondere die Verantwortung, aber auch das Potenzial der verschiedenen Player in der Wertschöpfungskette heraus. Nach einem visionären Beitrag von Dr. Francesca Blasco, Vice President Product & Innovation, der aufzeigte, wie der Weg hin zu einer profitablen, tiergerechten Produktion gelingen kann, fand die Konferenz ihren krönenden Abschluss in einer Diskussion der Redner und des Publikums zur Frage, wie die Branche die richtige Balance zwischen Tierwohl und Profitabilität finden kann.

»Es war eine großartige Mischung aus hochkarätigen Expertenvorträgen, inspirierenden Diskussionen und viel Gelegenheit zum Austausch mit Branchenkollegen aus aller Welt«, schilderte Bernhard große Austing, Inhaber und Geschäftsführer von Austing Mischfutterwerk GmbH & Co. KG, seine Eindrücke, und ergänzt: »Tierwohl ist kein Luxusproblem, sondern eine Notwendigkeit, das hat diese Konferenz eindringlich gezeigt. Nur gesunde Tiere können auch gesunde Lebensmittel liefern. Das ist es, was sich der Verbraucher letzten Endes wünscht und was unsere Welt braucht, um die Nahrungsmittelversorgung in Zukunft zu sichern.«



Kupierverzicht: Auch Fütterung kann helfen

Bereits 2008 verbot die EU-Kommission sämtliche Eingriffe am Tier, die nicht kurativ, also zur Behandlung einer Erkrankung notwendig sind. Sonderlich ernst genommen wurde das Verbot von den Mitgliedsstaaten allerdings bislang nicht. Im vergangenen Jahr stellte die EU-Kommission durch mehrere Audits fest, dass die Maßnahmen in den Mitgliedsländern – darunter auch Deutschland – nicht ausreichen. Jetzt fordert die Kommission Nachbesserungen.

Von der bundesdeutschen Agrarministerkonferenz wurde daraufhin der Aktionsplan Kupierverzicht auf den Weg gebracht, der langfristig einen Kupierverzicht ermöglichen soll. Dieser Aktionsplan sieht vor, Haltungsbedingungen und Management individuell zu optimieren. Dadurch soll das Auftreten von Schwanzbeißen minimiert und schrittweise auf das Schwänzekupieren verzichtet werden. Nordrhein-Westfalen ist das erste Bundesland, in dem der Aktionsplan in Kraft tritt. Ab dem 1. Juli 2019 müssen dort alle schweinehaltenden Betriebe, die weiterhin kupierte Schweine einstallen, eine Tierhaltererklärung zum Nachweis der Unerlässlichkeit des Kupierens abgeben.

Diese Erklärung beinhaltet unter anderem die Durchführung einer Risikoanalyse. Darin müssen Optimierungsmaßnahmen zur Vermeidung von Schwanzbeißen und Verletzungen dokumentiert werden. Ein wichtiger Punkt sollte künftig noch stärker berücksichtigt werden: die Fütterung. Denn Tierwohl fängt bereits beim Futter an.

Studien haben gezeigt, dass der Stresslevel und somit stressbedingte Verhaltensstörungen – einer der Hauptgründe für Schwanzbeißen – über die Fütterung minimiert werden können. So können schon hier wichtige Stellschrauben gedreht werden.

 

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